Worauf kommt es im Leben an? Wie soll man sich verhalten? Speziell, wenn man niemandem blind nacheifern will, sondern sich sein Leben selbst gestalten möchte? Gibt es da irgend etwas, nach dem man sich richten kann, eine Weltformel oder sowas? Ich weiß es nicht. Dies hier ist ein Versuch, etwas Derartiges zusammenzustellen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, erst recht nicht auf Sinnhaftigkeit... Das Vorbild beziehungsweise die Anregung hierzu ist übrigens der beeindruckende Brief von Matthias Claudius an seinen Sohn Johannes.
Die Welt ist chaotisch. Sie ist stets komplizierter, vielschichtiger und chaotischer, als man sich vorstellen kann – dessen sollte man sich stets bewusst sein. Nichts ist wirklich so, wie es auf den ersten Blick scheint, man kann nichts vollständig begreifen, und es wird immer Dinge geben, von denen man keine Ahnung hat bzw. von denen man nie zu träumen gewagt hätte. Jeder Mensch hat nur eine grobe, stark vereinfachte Modellvorstellung der Welt, und sollte sich dessen auch bewusst sein. Wenn etwas möglich ist, dann hat es bestimmt irgendjemand irgendwo schon gemacht – man ist praktisch nie der Erste, dem eine bestimmte Idee einfällt, aber vielleicht der erste, der sie umsetzt.
Alles Komplizierte funktioniert nach einfachen Gesetzen. Auch wenn die Welt in ihrer Gesamtheit kompliziert ist: sie folgt recht simplen Regeln, Wunder gibt es nicht, für alles lässt sich eine einfache Erklärung finden – was nicht heißt, dass wenn die Probleme banale Ursachen haben, die Lösungen ebenfalls einfach sein müssen. Im Gegenteil, die Zusammenhänge, die sich aus diesen einfachen Gesetzen ergeben, sind meist recht kompliziert, und sogenannte Patentrezepte sind darum meist unbrauchbar. Jedes verlockende Angebot hat auch seinen Haken (man muss nur schauen, ob man sich damit abfinden kann).
Zusammenhänge sind selten linear. Man kann mit wenig Einsatz oft viel erreichen (bzw. umgekehrt kaputt machen), aber um noch mehr zu erreichen, muss man sich sehr viel stärker anstrengen. Dieser Aufwand lohnt sich in den seltensten Fällen – meist ist es sinnvoller, ab einem bestimmten Punkt die Perfektion zu vergessen und sich ergiebigeren Dingen zu widmen. Auch wenn es einem oft suggeriert wird: Arbeit hat wenig mit Erfolg, und Erfolg hat wenig mit Glück zu tun. Man darf nicht darauf warten, dass mit viel Fleiß automatisch Erfolg und Glück folgen werden, sondern sollte darauf achten, dass diese Punkte von vornherein ausgewogen sind – d.h. dass die Arbeit auch glücklich macht und sich Erfolge bereits anfangs abzeichnen.
Die wenigsten Dinge sind geplant. Was Menschen tun, tun sie nur zu einem erstaunlich geringen Teil aus Absicht und Berechnung, sondern sehr oft aus Gewohnheit, Gedankenlosigkeit und Schlamperei. Wenn es irgendwo Ärger gibt, dann meist nicht, weil ein Mensch berechnend bösartig oder eine Firma rücksichtslos raffgierig handelt, sondern weil die entsprechenden Leute nicht über ihr Handeln nachgedacht haben. Gerade Schlamperei regiert die Welt – ein Unfall geschieht in den meisten Fällen nicht, weil die Sicherheitsvorkehrungen zu schlecht waren, sondern weil sie an verschiedenen Stellen nicht richtig eingehalten wurden.
Was schief gehen kann, geht schief. Wenn sich Fehler verstärken können, werden sie es auch tun. Wenn sie sich herausmitteln können, ebenfalls. Organisiere die Dinge so, dass letzteres passiert.
Es kommt darauf an, was man daraus macht. Weder Dinge noch Vorgehensweisen oder Worte sind von sich aus schlecht – entscheidend ist, wie und wofür man sie verwendet. Dafür ist jeder selbst verantwortlich.
Verantwortungsbewusstsein ist unersetzlich. Jeder Versuch, durch Kontrollen und Verbote gegen mangelndes Verantwortungsbewusstsein bei den Leuten anzukämpfen, zieht einen riesigen Aufwand nach sich und ist letztendlich doch meist zum Scheitern verurteilt. Wenn man jemandem etwas erlaubt, muss man es ihm auch zutrauen.
Extrapolation erfordert Kenntnis der Zusammenhänge. Oft erweisen sich Prognosen als grottenschlecht – schlicht und einfach, weil Beobachtungen aus dem Kleinen direkt ins Große übertragen werden, ohne dass sich jemand fragt, ob das funktionieren kann. Die Vorhersagen der Zukunftsforscher sind meist deshalb nicht eingetreten, weil erstens der Mensch bequem ist und nur Änderungen akzeptiert, die ihm spürbare Vorteile bringen, zweitens eine schnelle Entwicklung (z.B. in wirtschaftlicher, technischer oder medizinischer Sicht) nicht endlos in diesem Tempo weitergehen kann, drittens nicht alle Dinge, die machbar sind, auch Sinn ergeben (z.B. Magnetschwebebahn auf Kurzstrecken, wo der Zeitgewinn im Vergleich zu Umsteigezeiten vernachlässigbar ist), und viertens immer zu wenig Geld vorhanden ist (z.B. kann man die Natur in vielen Dingen durch Technik ersetzen – mit dem Nachteil, dass das oft extrem teure High-Tech ist, während es die Natur kostenlos macht).
Steter Tropfen höhlt den Stein. Mit Beharrlichkeit kann man fast alles erreichen, auch Dinge, die eigentlich nicht möglich wären. Harte Worte sind zwar auf den ersten Blick beeindruckend, haben aber nur eine begrenzte Wirksamkeit. Wenn man dagegen immer wieder die richtigen Worte zur richtigen Zeit sagt, ist das wie eine Schwingung in Resonanz – man kann damit fast alles bekommen.
Orientiere dich an den Profis. Schau zu, wie sie es machen – aber imitiere sie nicht, sondern konzentriere dich darauf, zu verstehen, warum sie es so machen und worauf es ihnen ankommt.
Höre auf die Alten. Wer viel Erfahrung hat, weiß oft Dinge, für die einem selbst (noch) der Weitblick fehlt. Aber natürlich sollte man weder alles blind glauben, noch als Besserwisserei abstempeln, sondern froh sein über jeden Denkanstoß und sich darüber Gedanken machen.
Mache dein Leben zum Abenteuer. Gestalte dir langweilige Dinge so, dass sie interessant sind – so dass du auch aus Dingen lernen kannst, bei denen es normalerweise nichts zu lernen gibt.
Versuche, aus allem Vorteile zu ziehen. Oft bieten gerade Situationen, in denen es Probleme gibt und neue Lösungen gefunden werden müssen, die Chance, dazuzulernen. Sieh es als Inspiration an, wenn du auf ein Problem triffst, das du lösen kannst, und sieh es als Warnung an, wenn etwas bereits eingetreten ist (z.B. auch Krankheiten) – dann ist die Frage, was falsch gelaufen ist und wie man es in Zukunft verhindern kann. Versuche, jede schwierige Situation als Denkanstoß zu nutzen – auch wenn du nicht selbst betroffen bist, sondern andere Leute.
Der Mensch braucht Herausforderungen. Man kann nur auf Dinge stolz sein, die schwierig zu erreichen waren – nicht, wenn sie einem dank Talent leicht gefallen sind.
Verfolge Ziele. Wenn man in etwas einen Sinn erkennt und ein höheres Ziel verfolgt, ergibt sich der Weg dorthin von alleine. Man lernt nur dann, wenn man weiß, wofür, und man kommt nur vorwärts, wenn man weiß, wohin.
Lerne modular. Oft wird der Eindruck erweckt, man müsse Kenntnisse in allen möglichen Dingen haben. Das ist an sich zwar nicht verkehrt – aber es macht keinen Sinn, sich vorsorglich Literatur zu kaufen und Kurse zu belegen, wenn man für das Gelernte keine Anwendung hat. Erstens fehlt einem dann der Blick dafür, worauf es wirklich ankommt, und zweitens vergisst man das Gelernte schnell wieder (weil es nicht durch die Praxis aufgefrischt wird, und weil einem die ganzen Zusammenhänge und Konsequenzen, die erst durch die konkrete Umsetzung auftauchen, fehlen). Lieber arbeitet man sich erst dann in die Materie ein, wenn man eine echte Anwendung hat. Dazu muss man allerdings genau wissen, was man alles nicht weiß, d.h. was einem die Kenntnisse bringen würden bzw. mit was genau man sich beschäftigen sollte, um seine Möglichkeiten zu erweitern. Außerdem: Zu wissen, wofür etwas gut ist, ist schon der halbe Weg zur Beherrschung. Nur die Dinge, in denen man einen Sinn erkennt und die man mit Leidenschaft macht, macht man effektiv und erfolgreich. Darauf sollte man sich konzentrieren, alles andere ist Zeitverschwendung.
Manchmal braucht man nicht neues Wissen, sondern neue Denkweisen. Zum Beispiel in der Mathematik gibt es Dinge, die man kaum auf Anhieb verstehen kann. Das ist aber kein Grund, resigniert aufzugeben, weil man sich für zu dumm hält. Oft hilft es, wenn man sich etwas Zeit lässt, denn man muss sich an neue Denk- und Betrachtungsweisen gewöhnen.
Alles bringt einen weiter. Jede Tätigkeit hat positive Nebenwirkungen. Wer Texte schreibt, lernt, sich auszudrücken und Gedanken in Worte zu fassen. Wer fotografiert, lernt das Sehen, bekommt einen Blick für Details (die man normalerweise übersieht), das Licht und die Wirkung von Betrachtungsperspektiven. Wer viel mit Menschen zusammenarbeitet, erwirbt Menschenkenntnis. Wer Denksportaufgaben löst, bekommt darin Übung (d.h. trainiert nicht – wie der Name suggeriert – das Denkvermögen allgemein, sondern eben genau das Lösen dieser Probleme). Wer tanzt, trainiert seinen Gleichgewichtssinn und lernt zu einem gewissen Grad zu schauspielern. Wer Computer programmiert, verbessert dadurch sein logisches Denkvermögen. Überlege dir, welche Tätigkeiten für dich interessante Nebeneffekte haben könnten, und ob es sich nicht lohnt, sich damit zu beschäftigen.
Die Gedanken sind frei. Denke über alles nach, rede über alles, überprüfe deine Vorurteile – auch vermeintlich schlechte Dinge können ihre guten Seiten haben.
Schau, woher du kommst. Versuche zu erkennen, was dich geprägt hat und von welchen Voraussetzungen du ausgehst – und dann schau auf die anderen Leute und analysiere deren Hintergründe. Dadurch kannst du eigene Angewohnheiten und Annahmen hinterfragen, und die der anderen Leute besser verstehen.
Hinterfrage alles. Nimm nichts als gegeben hin, sondern Hinterfrage Selbstverständlichkeiten und öffne die Augen für Details. Nur so kannst du erkennen, auf welchen Voraussetzungen diese Selbstverständlichkeiten (und damit auch unsere ganze Gesellschaft) basieren und was für Alternativen denkbar wären.
Interessiere dich für das Faszinierende. Wenn die Leute irgendwelche Dinge tun, die anscheinend keinen Sinn ergeben (z.B. ihr Geld für fragwürdige Statussymbole ausgeben, Süchten jeder Art nachgehen), dann halte dich nicht für etwas Besseres, weil du meinst, es nicht zu brauchen – sondern versuche herauszufinden, was an diesen Dingen so faszinierend sein kann. Du bist schließlich nicht der Einzige, der einsieht, dass das eigentlich keinen Sinn macht. Glaube nicht, dass dir irgendetwas nie passieren kann, nur weil du es bisher nicht erlebt hast – wahrscheinlich warst du nur noch nie in einer entsprechenden Situation, die dich dazu bringt.
Glaube keinen Verschwörungstheorien. Die Welt an sich mag (wegen ihrer Größe) kompliziert sein, aber die allermeisten Dinge folgen sehr einfachen Gesetzen. Das Problem vieler Verschwörungstheorien ist, dass sie viel zu kompliziert sind und extrem viele Dinge voraussetzen. Gerade bei großen Dingen (und darum drehen sich die meisten Verschwörungstheorien) ist Geheimhaltung fast unmöglich – es würde früher oder später immer etwas durchsickern.
Lerne segeln. Lerne, die äußeren Umstände für dich arbeiten zu lassen, statt gegen sie anzukämpfen, was nur Energieverschwendung wäre. Sieh ein, wie klein du im Vergleich zur Natur und der ganzen Welt bist. Lerne, in jeder Situation aus eigener Kraft zurecht zu kommen.
Was du nicht willst, dass man dir tu... Kants kategorischer Imperativ ist die Grundregel für den Umgang von Menschen miteinander. (nach Kant sogar die einzige Grundregel, von der man alles andere ableiten kann). Man soll also stets andere Menschen so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte – und zwar nicht jeweils auf eine bestimmte Situation bezogen, sondern allgemeingültig. Das bedeutet auch, stets so zu handeln, dass man es im Nachhinein nie bereuen muss.
Gutes Benehmen ist relativ. Regeln helfen nur in Standardsituationen weiter, ansonsten sind sie hinderlich. Höflichkeit und gutes Benehmen bedeutet aber nichts anderes, als in jeder Situation das Angemessene zu tun – konzentriere sich also darauf, ein Gespür dafür zu entwickeln, was wann angebracht und sinnvoll ist.
Denke zuerst über die Konsequenzen nach. Die Dampfplauderer sind in der Überzahl, und so bestimmt viel Unsinn die öffentliche Meinung. Egal was die anderen sagen – mit etwas Nachdenken kommt man häufig zu einem anderen Schluss, der sich später als richtig herausstellt, man kann fast alles durch Überlegen lösen. Andererseits: Auch wenn man prinzipiell alles durch Nachdenken herausfinden kann, ist es nicht immer sinnvoll. Manchmal sind die Zusammenhänge so kompliziert und die Anzahl der Unwägbarkeiten so groß, dass man praktisch unendlich viel Hintergrundwissen bräuchte, um allein mit Vernunft arbeiten zu können. Dann muss man einfach gewisse Annahmen treffen.
Sage nur, was du beweisen kannst. Rede nur, wenn du etwas zu sagen hast. Wenn deine Worte zu viel leeres Grundrauschen enthalten, schalten die Leute ihre Rauschfilter ein. Manchmal landen die eigenen Worte auch unbemerkt auf der Goldwaage – da ist man im Nachhinein froh, nichts Unüberlegtes gesagt zu haben. Rede nur, wenn die Leute mit deinen Worten auch etwas anfangen können. Nerve sie nicht mit deinen Problemen (die musst du selber lösen), sondern frage sie um konstruktive Ratschläge. Antworte erst, wenn du über das, was der andere gesagt hat, nachgedacht hast. Denke nicht laut nach, sondern rede erst, wenn du zu einem Ergebnis gekommen bist; das ist aber nicht in jedem Fall so einfach – gerade bei schwierigen Dingen muss man oft Zwischenergebnisse diskutieren, um weiter zu kommen.
Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Man bekommt immer Kritik, egal was man tut – außer man tut nichts. Wer handelt, muss immer auch Entscheidungen treffen und gibt sich dadurch zwangsläufig zu erkennen.
Handle zielstrebig. Damit man sich auf dich verlassen kann. Aber sei trotzdem empfindlich für Kritik, damit du auf Fehler rechtzeitig aufmerksam wirst.
Prüfe die Risiken selbst. Oft hört man „das funktioniert nicht“ oder „das ist zu gefährlich“ – aber das sind häufig Vorurteile. Wenn man ein paar wenige Dinge beachtet und die offensichtlichsten Fehlerquellen ausschließt, kann man das Risiko meist deutlich reduzieren. Absolute Risikofreiheit ist selten machbar; man muss immer Kompromisse eingehen – und sollte sich darum immer bewusst sein, welche Risiken man bewusst eingeht bzw. auf welche Dinge man bewusst verzichtet.
Ehre, wem Ehre gebührt. Erwähne, wer dir geholfen hat. Bedanke dich jedesmal, wenn es nötig ist. Nicht öfter, weil es dann zur leeren Floskel wird, aber auch nicht seltener – Kritik ignoriert man leicht, aber Lob hört jeder gerne. Niemand hält es auf Dauer ohne positive Rückkopplung aus.
Gestatte jedem seinen eigenen Weg. Jeder hat seine eigene Arbeitsweise, mit der er am effektivsten ist. Wenn das Ziel klar ist, bringt es nur unnötige Schwierigkeiten, den Leuten vorzuschreiben, wie sie etwas zu erledigen haben.
Selbstbewusstsein hat immer Grenzen. Auch bei Leuten, die unendlich souverän erscheinen und vor nichts zurückschrecken, gibt es Dinge, die sie sich nicht trauen oder vor denen sie sich schämen. Ihre Grenzen sind nur verschoben, aber in jedem Fall vorhanden. Man ist nicht schüchtern oder mutig, sondern es ist ein fließender Übergang.
Der Konsens ist näher, als man glaubt. Menschen haben selten wirklich gegenteilige Meinungen, sondern setzen ihre Prioritäten nur unterschiedlich. Das bedeutet auch: Von der Denkweise kann man sehr oft von sich auf andere schließen – aber nicht mehr, wenn es darum geht, die Konsequenzen daraus zu ziehen.
Hoffe nicht auf die Vernunft bei anderen. Man sollte anderen Leuten zwar grundsätzlich vertrauen, aber sich nicht zu sehr auf sie verlassen – statt dessen die Dinge selbst in die Hand nehmen.
Sage die Wahrheit. Erstens ist es einfacher – wer lügt, muss oft einen großen Aufwand treiben, um sich nicht in Widersprüchen zu verstricken. Zweitens wird deinen Fehlern ein Teil der Peinlichkeit genommen, wenn du sagen kannst, dass du daraus gelernt hast. Und drittens: Wer die Wahrheit sagen kann, zeigt damit, dass er sich seiner Fehler und Grenzen bewusst ist – das ist der erste Schritt zur Besserung, und verdient Respekt.
Rede Klartext. Verzichte auf diffuse Andeutungen. Sage, was du sagen willst, oder schweige. Und wenn jemand anders vage herumeiert, dann frage nach, was er eigentlich sagen will. Ähnlich bei versteckten Konflikten: Wenn man aneinander vorbeiredet, wenn der andere nicht sieht, dass etwas schief läuft, dann hoffe nicht darauf, dass sich die Situation von alleine bessert – sondern suche die Ursache und sprich den anderen darauf an. Möglicherweise war er nicht absichtlich rücksichtslos, sondern ist einfach nicht auf die Idee gekommen, dass da ein Problem sein könnte.
Kritisiere und werde kritisiert. Lerne, wie man Kritik offen und sachlich äußert, und lerne, mit Kritik konstruktiv umzugehen. Nur Leute, die sich kritisieren lassen, erfahren von Fehlern, die sie selbst nicht bemerkt haben. Und nur wer Kritik konstruktiv äußert, kann Fehler bei seinen Mitmenschen beseitigen.
Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Wer selbstbewusst auftritt, verträgt einiges an Kritik. Wer sich dagegen vorsichtig äußert, zeigt damit, dass er auf Kritik empfindlich reagiert, und kann starke Kritik im Normalfall nicht mehr als konstruktiv betrachten.
Gib den Leuten eine zweite Chance. Verzichte auf Rache, denn das führt nur zur Zuspitzung des Konflikts und bringt dir keine Vorteile. Es ist dagegen sinnvoll, aus dem Fehlverhalten der anderen Konsequenzen zu ziehen, denn Missbrauch muss bestraft werden. Jedoch sollte man jedem die Chance geben, den Fehler wieder gut zu machen – ansonsten verbaut man sich die Möglichkeit eines Neuanfangs.
Jeder Mensch hat Grenzen. Und diese sollte man kennen. Das hat nichts mit Wagemut, Größenwahn oder Selbstüberschätzung zu tun, sondern soll im Gegenteil diese verhindern. Nur wer weiß, wo seine körperlichen und psychischen Grenzen sind, kann sich daran orientieren und das Optimum aus sich heraus holen, ohne sich langfristig kaputt zu machen. Grenzen können etwas gedehnt, aber kaum überschritten werden. Wer sich überfordert, erreicht damit trotzdem kaum mehr – Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis mehr.
Pass auf, dass der Stress nicht zu viel wird. Jeder Mensch braucht Erholung – unter Stress kann man zwar schnell und effizient arbeiten, aber das gilt nur für Routineaufgaben. Für schwierige Aufgaben braucht man dagegen Gelassenheit, Konzentration, innere Ruhe, Kreativität usw., und diese Dinge sind die ersten Opfer von Stress. Das Denken verläuft nur noch in eingefahrenen Bahnen, es wird fast unmöglich, seinen geistigen Horizont zu erweitern. Je nach Aufgabe kann es darum effektiver sein, erholt an die Arbeit heranzugehen, anstatt in Aktionismus zu verfallen – dieser wirkt zwar nach außen beeindruckend, aber oft leistet man dann tatsächlich weniger.
Sei dir bewusst, wo du Opfer bringst. Es ist eine Illusion, zu glauben, alles tun zu können. Immer dann, wenn man sich auf eine Sache konzentriert, muss man zwangsläufig andere Dinge vernachlässigen. Das ist in Ordnung, und nur so kommen Spitzenleistungen zustande; aber man sollte sich stets bewusst sein, auf was man jeweils verzichtet, um beurteilen zu können, ob es das wirklich wert ist. Sonst bereut man es evtl. später.
Effizienz ist eine Tugend. Sei sparsam – Verschwendung nutzt niemandem, auch nicht dir selbst.