Ich bin zwar kein Video-Guru, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Irgendwo muss man ja anfangen. Und deshalb sammle ich hier meine (noch) bescheidenen Erfahrungen, in der Hoffnung, dass sie sich vermehren.
Grundkonzept: Es muss das Material so gefilmt und zusammengeschnitten werden, wie es der Zuschauer erwartet – d.h. wie ein menschlicher Betrachter sehen und hören würde, wenn er vor Ort wäre. Wie sind also unsere Seh- und Hörgewohnheiten? In hektischen Situationen schauen wir ruckartig umher, während wir auf einem Berg stehend den Blick langsam über die Landschaft schweifen lassen. Entsprechend sollte man in hektischen Situationen mit vielen kurzen Szenen und harten Schnitten arbeiten bzw. evtl. auch mit rasanten Steadycam-Fahrten, während auf dem Berggipfel die Kamera lange die Landschaft beobachten darf und für Schwenks und Zoomfahrten viel Zeit ist. Hören tun wir nicht nur in eine Richtung, sondern immer alles, und wir können das Gehör auch nicht abschalten – aber wir konzentrieren uns auf die Geräusche, die uns interessieren. Also muss der Ton auf dem Film immer vorhanden sein, möglichst ohne (hörbare) Unterbrechungen, aber die entscheidenden Klänge aus der oft nichtssagenden Geräuschkulisse darf und soll man verstärken.
Jede Szene sollte nicht länger als ein paar Sekunden sein. Ein guter Durchschnittswert sind 4-5 Sekunden.
Gründe für längere Szenen:
Entsprechend muss die Länge eines Zooms oder Schwenks angepasst sein – aber das muss schon beim Filmen passieren, weil man im Gegensatz zur festen Perspektive beim Schnitt einen Schwenk/Zoom kaum verändern kann. Denn am Anfang und am Ende eines Schwenks/Zooms muss das Bild etwas ruhen, mindestens ca. eine gute Sekunde lang – man kann einen Schwenk/Zoom also nicht irgendwo abbrechen (bestenfalls, wenn er sehr langsam ist oder man unbemerkt ein Standbild einschieben kann). Und eine Geschwindigkeitsänderung der Szene sieht unrealistisch aus, sobald sich etwas im Bildinhalt bewegt. Ein Schwenk/Zoom darf also nicht länger als die sinnvolle Gesamtszenenlänge sein, und weil man – je nach Situation – nicht so schnell zoomen/schwenken kann (wirkt sonst viel zu hektisch bzw. der Zuschauer kann nichts mehr erkennen/kommt nicht mit), muss man sich oft vom Schwenkwinkel oder Zoombereich beschränken. Konkret: Ein Schwenk über einen belebten Markt kann durchaus 10 Sekunden dauern, während bei einem solchen Schwenk vor einem langweiligen Haus der Zuschauer einschläft.
Ein Zoom oder ein Schwenk muss immer ein Ziel haben; der Zuschauer muss schon vorher erkennen, wohin geschwenkt wird, auf was hinein- oder auf was herausgezoomt wird, d.h. er sieht vorher, wo der Zoom/Schwenk enden wird. Der Schwenk/Zoom verläuft also so, wie der Zuschauer schauen würde (kommt seinen Sehgewohnheiten entgegen), anstatt ihn zu verwirren. Ganz irritierend ist darum z.B., wenn von einem interessanten Punkt weggeschwenkt wird, ins uninteressante Nirgendwo; das Gegenteil, d.h. zum interessanten Punkt hin und die Kamera dort ruhen lassen, ist dagegen goldrichtig. Wenn ein Zoom gleichzeitig mit einem Schwenk verwendet wird, müssen beide deshalb auch eine Einheit bilden; der Zuschauer muss diese Kombination verstehen und ebenfalls das Ziel dieses Zoomschwenks schon vorher kennen.
Vermutlich ist genau das auch der Grund, warum ein verwackeltes Bild den Zuschauer nervt. Es sieht immer für einen kurzen Moment so aus, als würde sich die Kamera in eine Richtung bewegen, aber sie tut es dann doch nicht – das verwirrt den Zuschauer, er kann nicht verstehen, was der Kameramann eigentlich vorhat, und empfindet die Perspektive als aufgezwungen. Darum ist Filmen mit Stativ Pflicht. Ausnahmen kann man nur machen, wenn sehr viel Bewegung im Bild ist (z.B. Kamera bewegt sich durch eine Menschenmasse), dann fällt das Wackeln kaum auf, oder wenn man ein extremes Weitwinkelobjektiv nimmt.
Abwechslung muss sein. Zoomfahrten und Schwenks sollten nicht ewig hintereinander gereiht werden (außer, man will z.B. Unruhe und Hektik ausdrücken), sondern durch ausreichend unbewegte Takes getrennt werden. Ebenso ist eine endlose Aneinanderreihung von Landschaftsaufnahmen aus der Ferne zu einseitig, sie sollte durch ein paar Nah- und Detailaufnahmen dazwischen aufgelockert werden.
Bei Dokumentationsfilmen, die ein Thema nicht allgemein schildern, sondern ein ganz konkretes Projekt (z.B. eine bestimmte Reise), ist es kein Fehler, wenn auch einmal die Beteiligten im Bild erscheinen.
Komplizierte Szenerien (z.B. ein großes Gebäude) lassen sich nicht in wenigen Übersichtsbildern darstellen. Eine Gesamtaufnahme eignet sich darum bestenfalls zur Einführung, weil der Betrachter nicht weiß, auf welches der kleinen und schlecht erkennbaren Details er achten soll. Statt dessen empfiehlt es sich, das Objekt aus vielen verschiedenen Perspektiven mit Detailaufnahmen zu filmen und dann beim Schnitt evtl. mit Einblendungen zu erklären, was jeweils zu sehen ist. So sieht der Betrachter einerseits die Details (die mit Worten nur schlecht zu beschreiben wären) und kann sie dank dem Kommentar oder der Einblendung zuordnen, statt in Bildern die Zuordnung zu sehen, aber dafür kaum die Details, auf die es ankommt.
Bei einem Film, bei dem die Bilder vorgegeben sind (z.B. ein Text, der mit Bildern untermalt werden soll – normalerweise stehen ja eher die Bilder für sich, und der Text und die Musik dienen zur Untermalung) kommt es nicht darauf an, dass die Bilder den Inhalt exakt treffen, sondern eher die Aussage transportieren. Wenn es beispielsweise um einen Fluss und dann um das Meer geht, ist es evtl. nicht verkehrt, zuerst einen rauschenden Bach und dann einen ruhigen und weiten See zu zeigen.
Harte Schnitte (d.h. ohne Überblendeffekte) sind in den meisten Fällen die beste Lösung – speziell bei zeitlich und logisch aufeinander folgenden Szenen. Ein harter Schnitt wirkt in etwa wie ein Wechsel der Blickrichtung oder wie ein Lidschlag.
Weiche Schnitte, z.B. ausblenden auf schwarz und wieder einblenden oder eine Wischerblende, empfehlen sich immer dann, wenn man kenntlich machen will, dass aufeinanderfolgende Szenen nicht unmittelbar zusammengehören. Das kann der Fall sein, wenn die Szenen direkt hintereinander unlogisch wären, weil sie räumlich oder zeitlich sehr weit auseinander liegen. Aber auch wenn zwei Szenen zu ähnlich sind, kann eine weiche Blende hilfreich sein – zum Beispiel, damit ein Schnitt als solcher erkennbar ist und nicht wie ein Bildruckler aussieht.
Standbilder vollkommen ohne Bewegung sehen meist unpassend aus. Wenn man ein Foto in den Film einbaut, sollte es nicht länger als drei Sekunden zu sehen sein (übrigens sind gemalte Hintergrundbilder, wie sie z.B. im Film „Die unendliche Geschichte“ als Hintergrund des Elfenbeinturms zu sehen waren, auch nie länger am Stück zu sehen, weil der Zuschauer sonst merkt, dass es unecht sein muss). Wenn eine gefilmte Szene von sich aus vollkommen ohne Bewegung ist, sollte man den Teil verwenden, in dem sich zumindest peripher etwas bewegt – etwa ein Vogel, der durch das Bild fliegt, oder ein Spaziergänger in der Ferne. Mehrere Fotos hintereinander kann man durch weiche Überblendungen animieren, dann sieht es wie eine Diashow aus, harte Schnitte wirken hier zu steril.
Je weniger die Kamera wiegt, desto leichter wackelt sie beim Filmen. Die meisten Camcorder sind so leicht, dass oft am Anfang und/oder Ende einer Szene das Bild allein durch die Betätigung des Aufnahmeknopfs wackelt.
Während harte Schnitte beim Bild gar kein Problem sind, macht es sich beim Ton nur in wenigen Fällen gut. Oft ist es besser, den Ton zu überblenden, oder die Tonaufnahme einer längeren Roh-Szene über mehrere Szenen zu legen.
Bei einer Amateurfilmvorführung war zu bemerken, dass es als technische Probleme in den Filmen v.a. zu starke Kontraste (Farben saufen ab), einen falschen automatischen Weißabgleich, und eine Vertonung mit Hintergrundrauschen gab; die Bildqualität ist bei den meisten Kameras offenbar inzwischen recht gut, nur gelegentlich gab es Farbsäume. Der Schnitt war dagegen bei fast allen Kurzfilmen perfekt.
Auch bei der Nachbearbeitung gibt es Grenzen – zwischen „Korrektur“ und „Manipulation“ ist ein fließender Übergang. Im Allgemeinen sollte man sich darauf beschränken, das Material so zu zeigen, wie man es gefilmt hat, statt bei der kosmetischen Behandlung über das Ziel hinaus zu schießen.
Ausstattung und Hardware
Sony-Videokameras haben einen Foto-Knopf für Standbilder. Aber man muss bei der Benutzung beachten, dass damit keine echten Digitalfotos gemacht werden, sondern nur zwei Video-Halbbilder mehrere Sekunden lang wiederholt aufgezeichnet werden (dabei läuft die Ton-Aufzeichnung ganz normal). Wenn man die Kamera verwackelt, sind auch die beiden Halbbilder des Standbilds leicht unterschiedlich, und das Standbild zittert nachher hässlich – sichtbar ist das erst auf dem Fernseher, weil ein Computermonitor Halbbilder kombiniert (De-Interlacing).
Ein Stativ soll klein sein, aber trotzdem möglichst einen gedämpften Kopf haben, um ruckfreie Schwenks durchführen zu können. Leider gibt es diese Kombination nicht – Faltstative haben nur einfache Klemmlager am Kopf, richtige Stative sind deutlich schwerer und teurer, und ein nachrüstbarer Stativkopf macht bei einem Faltstativ eigentlich auch keinen Sinn, denn für den hohen Preis bekommt man zu wenig Gegenwert – das zu instabile Faltstativ ist dann der Schwachpunkt.
Bei ruhigen Aufnahmen (z.B. Makro- oder extreme Teleaufnahmen) besteht die Gefahr, dass die Kamera trotz Stativ alleine durch die Bedienung der Knöpfe etwas wackelt. Eine Fernbedienung ist in solchen Fällen kein Luxus.
Ein Amateurfilmer hat mir erzählt, dass er sich selbst einen Kamerakran gebaut hat – kugelgelagert, mit einem 3,5 m langen Ausleger, die Kamera hängt an einem Galgen, durch Bleigewichte am anderen Ende perfekt austariert, und mit Fernbedienung zur Kamerasteuerung. Die Bilder, die er damit gemacht hat, sind wirklich sehr beeindruckend, und rechtfertigen diesen Aufwand auf jeden Fall.
Bei Tierfilmen arbeitet man oft aus großer Entfernung, und da ist es praktisch, eine Kamera mit Wechselobjektiv zu haben, um ein Tele dranschrauben zu können.
Beim Ton ist zu beachten, dass er zum Bild passen muss. Das bedeutet, man kann einerseits Tonaufnahmen verwenden, die aus einer ganz anderen Quelle stammen, aber für die Szene durchaus realistisch sein könnten; andererseits gibt es auch Szenen, in denen der Originalton irritierend wirkt. Beispiel: Nahaufnahme von einem Hund auf der Wiese, gleichzeitig ist ein Tuckern zu hören. Seit wann tuckert ein Hund? Erst beim folgenden Zoom wird klar, dass das Tuckern von einem Boot kommt, das neben dem Hund vorbeifärt. Daher blendet man den Ton am besten erst dann ein, wenn das Boot auch tatsächlich zu sehen ist.
Originalton ist sehr wichtig (sollte in jeder Szene vorhanden sein), allerdings nicht immer auf dem Rohmaterial ausreichend gut verfügbar (d.h. zu kurz, zu leise usw.). Während man sowohl aus der Nähe als auch aus der Ferne filmen kann, wirken Tonaufnahmen nur aus der Nähe gut – ansonsten sind sie zu leise, verrauscht oder von anderen Geräuschen überlagert. Und während die einzelnen Szenen durchaus recht kurz sein können (auch vom Originalmaterial her), sollte sich der Ton oft über mehrere Takes erstrecken und ineinander übergehen, d.h. nicht abgehackt wirken. Darum empfiehlt es sich manchmal, explizite Tonaufnahmen zu machen (mit der Videokamera oder einem zusätzlichen Aufzeichnungsgerät) direkt aus der Nähe der Geräuschquelle.
Hintergrundmusik ist bei den meisten Filmen empfehlenswert, vor allem wenn kein gesprochener Kommentar vorhanden ist. Grundsätzlich ist Instrumentalmusik zu bevorzugen; speziell im Internet (Filesharing!) wird man fündig, wenn man nach einem Begriff aus dem Themenkreis des Films sucht (z.B. nach einem Städtenamen bei einem Reisefilm). Profis legen ihre Musiksammlung auf die Bedürfnisse des Videoschnitts aus und überlegen bei jedem Musikstück, das sie hören, wie man es im Film verwenden könnte (und drücken dann am Radio den Aufnahmeknopf). Bei Liedern mit Text muss man vorsichtiger sein, weil diese meist dominanter sind (daher eher für Filme ohne gesprochenen Kommentar) und außerdem nicht nur von der Stimmung her, sondern auch vom Text her zum Film passen müssen.
Wenn z.B. in einem Zug gefilmt wird, kann oft auf eine Beleuchtung der Szene nicht verzichtet werden. Wenn der Zug fährt, wirkt dieses Licht dann zu statisch. Bei einem professionellen Filmteam habe ich da einen interessanten Trick gesehen: Ein Helfer bewegt seine Hand vor der Lampe hin und her (umso schneller, je schneller der Zug fährt), das wirkt dann wie Sonnenlicht mit den vorbeihuschenden Schatten der Bäume an der Strecke.
Wenn eine Szene zu kurz ist (z.B. weil sie einen Ruckler enthält, der keinesfalls drin sein darf), aber man trotzdem nicht darauf verzichten will, kann man sie manchmal verlängern (wenn sie kaum Bewegung enthält). Erstens kann man aus dem ersten oder letzten Bild der Szene ein Standbild erzeugen und dranhängen, oder man kann die Szene kopieren und die Kopie rückwärts ablaufend dranhängen. Beide Verfahren sorgen dafür, dass zumindest an der Trennstelle kein Sprung auftritt – bei Bewegung sieht es trotzdem schnell merkwürdig aus (Bewegung stoppt schlagartig bzw. wechselt die Richtung).
Einfache Mittel, um die Aufnahmen spürbar zu verbessern: Sich beim Filmen ohne Stativ irgendwo anlehnen und die Kamera nicht freihändig halten, sondern den Arm an den Körper pressen. Eventuell sogar die Luft anhalten. Wenn man durch eine Scheibe filmt (z.B. Windschutzscheibe), sollte man sich die Mühe machen, die Scheibe zu putzen. Auch Schmutz auf der Linse ist ein vermeidbares Übel, das lange unbemerkt bleibt, aber z.B. bei Gegenlicht-Szenen sichtbar wird.
Wenn man von einem analogen Videoband einliest und dabei Streifen im Bild sind, kommt das oft von Verschmutzungen. Wenn man das Band ein zweites Mal einliest, sind die Streifen möglicherweise an einer anderen Stelle, d.h. man kann aus den Bildern der beiden Einlesevorgänge eine streifenfreie Szene zusammenbasteln.
Analoge Videobänder sollte man möglichst mit dem Gerät einlesen, mit dem sie geschrieben wurden, weil bei verschiedenen Geräten die Videoköpfe immer etwas unterschiedlich justiert sind.
Bei analogem Videomaterial ist es meist ausreichend, mit einer geringeren Auflösung als 720x576 zu digitalisieren, z.B. mit 360x576. Beim Ton, falls nicht in HiFi aufgenommen wurde, kann ab 10 kHz die Lautstärke gedämpft werden, weil dort sowieso kaum noch Nutzsignal, sondern vor allem Rauschen vorhanden ist.
Zur Bildkorrektur von analogem Material empfiehlt sich ein Weichzeichner (gegen Rauschen), eine Kontrastverstärkung und eine Kantenschärfung – alles in Maßen eingesetzt.
Einblendungen sollten groß genug und in einer gut lesbaren Schrift sein; damit sie auf sowohl hellem wie auch dunklem Hintergrund gut erkennbar sind, sollten sie aus einer hellen Farbe mit einer dunklen Umrandung (oder Schatten) sein. Recht gut geeignet ist die Farbe Gelb.
Die Computerzeitschrift c't hat Ende 2002 ein Sonderheft über digitale Videotechnik herausgegeben, in dem der gesamte Workflow abgehandelt wird – angefangen von der Camcorder-Kaufberatung bis hin zu DVD-Brenner-Software. Nicht schlecht, aber nicht gerade eine Kompaktanleitung. Daher habe ich die wesentlichen Tipps zusammengefasst und etwas besser begründet.
Stativ: Für Schwenks und Tele-Aufnahmen kann man nicht auf ein Stativ verzichten, trotz ausgefeiltester Bildstabilisatoren (weil diese nicht wissen können, welche Bewegung beabsichtigt ist und welche nicht). Videostative brauchen eine Dämpfung, damit Schwenks nicht ruckartig passieren, sondern sanft beschleunigen. Je schwerer die Kamera, desto stärker muss die Dämpfung sein. Der Stativkopf braucht nur zwei Freiheitsgrade: erstens ein Gelenk zum Kippen über die Querachse und zweitens eine Drehachse entlang der Hochachse. Kippbewegungen nach links und rechts sind dagegen meist unerwünscht, am besten ist das Stativ in diese Richtungen unbeweglich.
Zusatzlinsen: Wegen der kleinen CCDs bieten die meisten Kameras eine sehr gute Tele-Wirkung, aber keinen ordentlichen Weitwinkel. Bei Zusatzlinsen sollte man beachten, dass die erstens nicht zu stark verzeichnen und zweitens evtl. auch für die Foto-Funktion geeignet sind. Camcorder haben oft größere CCDs als zum FIlmen eigentlich nötig, die volle Auflösung wird nur im Foto-Modus benutzt und entsprechend werden manche Linsenfehler erst dann sichtbar.
Beleuchtung: Wichtig ist, dass auch im Weitwinkelbereich das gesamte Blickfeld ausgeleuchtet wird. Ansonsten gilt: je besser die Beleuchtung, desto besser werden die Filmaufnahmen – d.h. lieber eine zu starke als zu schwache Lampe verwenden. Das Licht kann man zusätzlich noch durch eine Diffusorfolie (bzw. Joghurtbecher o.ä.) dämpfen und dadurch weicher machen. Wenn man sich wenig mit der Kamera bewegt, kann man alternativ den ganzen Raum mit stationären Lampen ausleuchten, z.B. billige Halogenstrahler aus dem Baumarkt liefern schon ein recht brauchbares Licht. Ist man in einem Raum, in dem auch Tageslicht vorhanden ist, sollte man seine Beleuchtung mit Hilfe von Tageslichtfolien an die Lichtfarbe des Tageslichts anpassen.
Filter: Empfehlenswert sind ein Polfilter (um Spiegelungen und Streulicht zu eliminieren), ein Graufilter (um große Kontraste, die die Kamera nicht bewältigt, zu entschärfen) sowie ein Grauverlaufsfilter (weil der Kontrast meist zwischen Himmel und Erde groß ist, d.h. man dämpft nur den Himmel).
Grundsätzliches: Immer genügend Videobänder und Akkus dabeihaben. Ebenso ein Linsenputztuch. Nicht mit Sonnenbrille filmen.
Mehrere Kameras: Das Video wird viel interessanter, wenn man Material aus verschiedenen Perspektiven mischen kann. Wenn einmalige Abläufe gefilmt werden, müssen dazu mehrere Kameras benutzt werden. Wichtig ist dabei, sich abzusprechen, damit nicht mehrfach das Gleiche gefilmt wird, sondern die Aufnahmen möglichst abwechslungsreich sind. Und man sollte darauf achten, dass alle Kameras den selben Weißabgleich haben – ansonsten haben die Videos unterschiedliche Farbstiche, und man muss beim Schnitt erst mühsam die Farben angleichen.
Ton: Originalton ist unverzichtbar – auch wenn der Film nachher mit Musik unterlegt wird,
sollte Originalton zumindest leise vorhanden sein. Oder man kann die Geräuschkulisse für
andere Szenen nutzen, beispielsweise den Ton einer langweiligen Szene zu einer optisch interessanteren
Szene transplantieren, oder den Ton als Hilfsmittel zur Überblendung benutzen – die Szene wechselt,
der Ton läuft weiter.
Damit der Ton möglichst gut rauskommt, muss das Mikrofon nah an der Geräschquelle sein bzw.
eine gute Richtcharakteristik aufweisen – denn Störgeräusche lassen sich nachträglich
kaum entfernen.
Des weiteren empfiehlt es sich oft, die automatische Pegelanpassung auszuschalten; beispielsweise,
wenn man ein leiser werdendes Geräusch aufzeichnen will (z.B. ein sich entfernendes Auto),
bleibt bei der automatischen Anpassung das Geräusch immer gleich laut und wird nur zunehmend von
Störgeräuschen aus der Umgebung überlagert.
Filmen: Lieber zu reichlich als zu knapp filmen – denn z.B. für Einblendungen braucht man vorher und nachher ein paar zusätzliche Sekunden, und auch bei einem Schwenk oder Zoom ist man oft froh, im Nachhinein entscheiden zu können, ob man am Anfang oder am Ende etwas wegschneiden will.
Weißabgleich: Bei Veränderung des Lichts, z.B. durch Wechsel von drinnen nach draußen, einen Weißabgleich durchführen. Aber nicht immer ist ein Weißabgleich sinnvoll: beispielsweise wird ein farbintensiver Sonnenuntergang dadurch ziemlich blass – hier könnte man eventuell im Gegenteil auf eine blaue Fläche abgleichen, wodurch das Rot noch intensiviert wird.
Aufhellung von Schatten: Videokameras scheitern bei zu großen Kontrasten. In der Sommersonne wird man grundsätzlich nicht gleichzeitig Sonne und Schatten richtig belichten können, eines von beiden wird immer über- oder unterbelichtet sein. Zur Korrektur kann man den Schatten mit einer Videoleuchte oder einem Reflektor (z.B. auch Alufolie, Rettungsdecke usw.) aufhellen. Grundsätzlich ist es in solchen Situationen leichter, das Filmen auf morgens oder abends zu verschieben; dann ist auch die Lichtfarbe wärmer und bringt Farben besser zur Geltung.
Kameraschwenks, Zoom: Diese Effekte sollte man im fertigen Film nicht zu häufig verwenden – wie bei allen Effekten sollte es immer einen Grund für die Verwendung geben – zum Beispiel, wenn man mit einem Zoom sowohl ein Objekt hervorheben und gleichzeitig dessen Umgebung zeigen will. Will man dagegen einfach nur Abwechslung ins Bild bringen, ist es wirkungsvoller, das Objekt aus verschiedenen Perspektiven zu filmen, anstatt immer zu zoomen und darüber hinweg zu schwenken. Wichtig ist auch, dass der Schwenk oder Zoom möglichst weich verläuft, d.h. man sollte möglichst ein Stativ verwenden. Manchmal sind Beleuchtung oder Scharfstellung kritisch, wenn nämlich der Schwenk über schattige Stellen bzw. Lichtreflexe geht oder wenn sich Objekte im Vordergrund vorbei bewegen. In diesen Fällen sollte man die Automatik ausschalten und die Einstellungen vor dem Schwenk/Zoom manuell machen.
Zoom: Bevorzugt vom Objekt weg – dann sieht der Zuschauer zuerst das Detail und danach die Umgebung, statt eine ihm nichtssagende Umgebung zu sehen und sich zu fragen, wohin der Zoom eigentlich geht.
Schwenk: Der Schwenk bietet sich vor allem bei Motiven an, die entweder zu breit für den Kamera-Bildausschnitt sind und/oder im Weitwinkel zu klein aussehen würden. Entsprechend der gewohnten Leserichtung sollte ein Schwenk von links nach rechts gehen.
Indexvektor: Bei Personen ist es oft interessant, deren Blicken zu folgen nach ihrem Gesicht auch das Objekt zu filmen, das sie anschauen – dazwischen kann im fertigen Film (bei kurzen Entfernungen) ein Schwenk sein, oder einfach ein harter Schnitt.
Dateiformat: Digitale Videokameras liefern den Film im DV-Format, das man gleich im Schnittprogramm verarbeiten kann. Hat man dagegen Fremdmaterial, das konvertiert werden muss, nimmt man als Zielformat auf keinen Fall MPEG o.ä. – denn diese Formate speichern nicht alle Bilder einzeln ab, sondern nur die sogenannten I-Frames (nur ca. zwei pro Sekunde). Die restlichen Bilder werden aus diesen mit Hilfe von Zusatzinformationen interpoliert, darum ist bei MPEG kein Frame-genauer Schnitt möglich. (Es gibt jedoch Software, die zumindest zwischen diesen sogenannten GOPs = „Group of Pictures“ schneiden kann. Spezialsoftware wie MPEG Craft von Canopus kann sogar die GOPs wieder richtig zusammensetzen und damit selbst bei MPEG ohne Rekompression einen Frame-genauen Schnitt bieten.) Sehr ähnlich zu DV ist MJPEG (Motion-JPEG) und daher auch eine Möglichkeit: dort sind die Bilder JPEG-komprimiert, aber alle einzeln vorhanden, nichts wird interpoliert. Fazit: MPEG, DivX o.ä. sind also wegen ihres geringen Speicherplatzverbrauchs ideal als Exportformat für den fertigen Film, aber für das Rohmaterial und zum Schnitt verwendet man DV oder MJPEG.
Vorgehensweise: Zuerst kommt der Grobschnitt, in dem man die Szenen auswählt und ordnet. Profis unterscheiden dabei die Szenen in „Best Shots“ bzw. „Good Shots“, die die Kernaussage des Films tragen, und „Tweener“, die als Füll- und Übergangsmaterial dienen. Bei Aufnahmen mit mehreren Kameras gibt es die meisten Szenen doppelt, die Alternativszene zu einem Best Shot oder Good Shot nennt man „B-Roll“. Nachdem die Szenen geordnet sind, kümmert man sich im Feinschnitt darum, die Schnittpunkte exakt anzupassen.
Logik im Ablauf: Ein Film sollte irgend eine erkennbare Logik im Ablauf besitzen; z.B. sollte eine Dokumentation chronologisch richtig ablaufen.
Szenenübergänge: z.B. mit Sprecherkommentaren oder über mehrere Szenen hinweg laufende Musik kann man Szenen verbinden (sog. „L-Schnitt“).
Überblendungen: Jeder besondere Überblendeffekt sollte einen Grund haben, sonst
wirkt er überflüssig und verspielt. Z.B. eine Wischerblende wirkt, als würde bei zwei
gleichzeitig übereinander laufenden Filmen der obere zugunsten des unteren weggeschoben werden –
entsprechend setzt man die Wischerblende ein, wenn man zeigen will, dass die beiden Szenen gleichzeitig
ablaufen. Oder ein Welleneffekt kann eine Traumsequenz illustrieren. Um Distanz zwischen zwei Szenen zu
schaffen (Bedeutung: z.B. am nächsten Tag, in der nächsten Stadt usw.) bietet sich das Ausblenden
auf Schwarz und wieder Einblenden an.
Wichtig für alle diese Effekte ist, dass man genug Film (Footage) hat, d.h. bereits mehrere Sekunden
vor dem eigentlichen Anfang der Szene gibt es Material, das für die Überblendung verwendet werden
kann.
Notfalls kann man Anfang und Ende einer Szene zu Standbildern verlängern, aber das sieht nur bei
ruhigen Szenen glaubwürdig aus.
Achsensprung: Weil der Zuschauer nur das wissen kann, was er im Film sieht, müssen Dinge vermieden
werden, die man nur mit Hintergrundwissen verstehen kann. Wenn beispielsweise ein Auto nach rechts fährt
und in der nächsten Szene ein anderes nach links, dann erwartet der Zuschauer, dass sie sich begegnen.
Und zwei Schwenks hintereinander mit gegenläufiger Richtung kann der Zuschauer evtl. als Schwenk hin und
zurück missverstehen.
Ein Wechsel der Perspektive ist schon in Ordnung und auch erwünscht, aber wenn die Perspektive wechselt
und der Hintergrund praktisch gleich bleibt (z.B. Straße mit nichtssagendem Wald dahinter), bekommt
der Zuschauer den Perspektivwechsel oft nicht mit – in diesem Fall sollten zwei gleichartige Szenen zumindest
nicht direkt aufeinander folgen. Oder notfalls lässt man den Schwenk rückwärts laufen, oder
spiegelt das Bild – es darf nur nicht auffallen (d.h. keine rückwärts fahrenden Autos, keine
Leuchtreklame in Spiegelschrift).
Ähnliches gilt auch für plötzliche Helligkeits- und Beleuchtungswechsel: unvorbereitet kann
der Zuschauer damit auch oft nichts anfangen.
Abwechslung muss sein: Mehrere Schwenks und Zoom-Aufnahmen sollten nicht direkt aufeinander folgen, sondern durch ein paar ruhige Aufnahmen dazwischen aufgelockert werden. Eine Ausnahme wäre eine Verfolgungsjagd, wo viele schnelle Schwenks das hastige Umschauen des Verfolgten vermitteln könnten. Ebenso sollten Nahaufnahmen und Totalen gemischt werden; bei vielen Totalen hintereinander fragt sich der Zuschauer bald, worauf es eigentlich ankommt, während ihm bei vielen Nahaufnahmen bald der Überblick fehlt.
Ton: Die Hintergrundmusik sollte zum Film passen, nicht zu plötzlich beginnen (schließlich ist sie im Hintergrund und nur begleitend) und nicht den Originalton komplett verdecken. Die Gesamtlautstärke sollte immer bei rund -12 dB liegen (das entspricht der Lautstärke von Fernsehsendungen), damit der Zuschauer nicht andauernd die Lautstärke am Fernseher einstellen muss.
Farbkorrektur: Weil die wenigsten Aufnahmen perfekt ausgeleuchtet sind, wird für ein professionelles Ergebnis eine Farbkorrektur benötigt. Diese macht man nicht auf dem Computermonitor (der die Farben etwas anders darstellt als der Fernseher), sondern mit Hilfe eines externen Referenzmonitors. Die Farbkorrektur kann man natürlich noch zu anderen Dingen missbrauchen: ist z.B. bei einem Sonnenuntergang zu wenig Filmmaterial vorhanden, kann man eine andere nichtssagende Szene nehmen und den Weißpunkt entsprechend verschieben, bis es wie eine Abendstimmung aussieht und den Zuschauer auf die eigentliche Sonnenuntergangsszene vorbereitet.
Einblendungen: Wichtig ist eine gute Lesbarkeit – d.h. die Schriftart darf nicht zu klein und nicht zu verschnörkelt sein, denn auf dem Fernseher sind weniger Details zu erkennen als auf dem Computermonitor. Und ein Fernseher schneidet die Ränder des Bildes ab, darum sollte eine Einblendung jeweils ca. 5-10% der Bildbreite an den Rändern frei lassen. Auch eine falsche Hintergrundfarbe oder ein zu unruhiger Hintergrund erschweren das Lesen. Damit der Zuschauer den Titel auf jeden Fall fertig gelesen hat, bevor dieser wieder verschwindet, sollte er als Faustregel so lange sichtbar sein, dass man ihn zweimal laut vorlesen kann.
Zusatzmaterial: Mit eingescanntem Material oder Digitalfotos kann man den Film anreichern. Weil deren Auflösung meist deutlich höher als die Filmauflösung ist, kann man mit entsprechender Software sogar Schwenks und Zoomfahrten durch das Foto machen – was auf ein Foto konzentriert ist, kann man beim Film zeitlich etwas verteilen.
Dynamische Effekte sind auch im Nachhinein möglich: Ein Weichzeichner-Effekt, der langsam ausgeblendet wird, wirkt, als würde das Bild langsam scharf gestellt.
Das heißt: Auf eine VCD passt mehr als auf eine SVCD trotz des schlechteren Kompressionsverfahrens (MPEG-1 statt MPEG-2), weil die Auflösung viel niedriger ist. Eine SVCD ist im Prinzip nicht anders als eine DVD, der Unterschied ist nur der Datenträger und die stärkere Kompression und etwas geringere Auflösung – sozusagen DVD für Arme. Wie knapp die Datenrate bei VCD und SVCD bemessen ist, erkennt man daran, dass selbst bei der DVD die Datenrate nicht ausreicht, um alle technischen Register (z.B. Mehrkanalton) gleichzeitig ziehen zu können – eine gut gemachte DVD zeichnet sich dadurch aus, dass an den richtigen Stellen mit Bandbreite gegeizt wurde.
Es gibt auch sogenannte XVCDs und XSVCDs, die gegenüber VCDs und SVCDs eine geringere Kompression und/oder höhere Auflösung haben, was die Bildqualität verbessert. Aber nicht jeder DVD-Player kommt damit zurecht, und nicht jedes Brennprogramm kann solche CDs erzeugen. Siehe VCDhelp.
Das Problem ist meist eher die starke Kompression als die geringe Auflösung. Bei bewegten Bildern stören Unschärfe und fehlende Details viel weniger als bei Standbildern (man schaue sich mal an, wie unscharf ein eingefrorenes Fernseh-Bild ist), und speziell ein Fernseher profitiert kaum von der hohen Auflösung einer DVD (ein Computermonitor jedoch schon!), aber die Kompressionsartefakte machen sich schnell bemerkbar. Man muss also schauen, diese Artefakte zu reduzieren.
Tricks zur Verbesserung der Qualität:
Multi-Pass-Encoding: MPEG-2 unterstützt eine variable Bitrate, d.h. bei SVCDs kann der Encoder den Film zuerst begutachten, um dann im zweiten Durchgang dort mit der Bitrate zu sparen, wo wenig benötigt wird und dafür bei bewegungsreichen Sequenzen mehr Bandbreite verbraten. Dieses Verfahren bringt bei gleicher Gesamtdatenmenge eine bessere Qualität.
Stativ, Rauschfilter: Wenn im Film weniger Bewegung ist, wird eine geringere Datenrate gebraucht bzw. ergibt sich bei gleicher Datenrate eine bessere Bildqualität. Und zur Bewegung gehören sowohl Wackler der Kamera als auch Bildrauschen z.B. durch starke Verstärkung von schwachem Licht. Wenn man also beim Filmen ein Stativ benutzt und nachher vor dem MPEG-Kodieren einen Rauschfilter über den Film laufen lässt, kann die wertvolle Bandbreite komplett für die eigentliche Bildinformation genutzt werden.
De-Interlacing: Videokameras liefern 50 Halbbilder pro Sekunde, und MPEG-2 erlaubt sowohl den Interlacing-Modus mit 50 Halbbildern als auch den Progressive-Modus mit 25 Vollbildern pro Sekunde. Für das De-Interlacing (d.h. Umwandlung der Halbbilder in Vollbilder) gibt es verschiedene Möglichkeiten:
„Weave“: Am einfachsten ist es, immer zwei Halbbilder zu einem Vollbild zu kombinieren. Allerdings hat man dadurch nur noch die halbe Bildwiederholfrequenz, und es entstehen Kamm-Artefakte, weil die beiden Halbbilder nicht zur selben Zeit entstanden sind, sondern um 1/50 Sekunde zeitversetzt. Wenn sich ein Objekt schnell bewegt, dann ist jede zweite Zeile etwas verschoben, d.h. aus einer senkrechten Linie wird ein „Kamm“.
„Skip Field“: Eine andere simple Möglichkeit ist, einfach jedes zweite Halbbild wegzulassen und beim anderen Halbbild die Zeilen zu verdoppeln. Dadurch halbiert man ebenfalls die Bildwiederholfrequenz, und verschenkt Bildinformationen, d.h. hat in Vertikalrichtung eine gröbere Auflösung.
„Average“: Etwas ähnlich wie Weave; hier werden zwei Halbbilder aber nicht einfach zusammengesetzt, sondern es wird ein Bild aus beiden Halbbildern interpoliert. Dadurch hat man keine scharfen Kamm-Artefakte, sondern die Unterschiede zwischen den Halbbildern wirken verwaschen. Die Bildwiederholfrequenz ist ebenfalls halbiert.
„Bob“: Hier werden nicht zwei Halbbilder kombiniert, sondern bei jedem Halbbild einzeln die fehlenden Zeilen aus den Nachbarzeilen interpoliert. So hat man keine Probleme bei schnellen Bewegungen und außerdem die volle Bildwiederholfrequenz, aber weil aufeinander folgende Halbbilder um eine Zeile vertikal verschoben sind, zittert das Bild in vertikaler Richtung – das sieht man besonders an horizontalen Linien.
„Adaptive“: Dieses Verfahren ist anspruchsvoller, denn hier werden die fehlenden Zeilen jedes Halbbilds nicht nur aus den Nachbarzeilen, sondern auch aus den Nachbarbildern interpoliert, zusammen mit einer Bewegungsmuster-Erkennung. Dadurch kann eine sehr hohe De-Interlacing-Qualität erreicht werden.
Bei Kino-Filmmaterial, das mit 24 Vollbildern pro Sekunde statt 50 Halbbildern aufgenommen wurde, gibt es solche Probleme nicht – die übliche Vorgehensweise für PAL ist hier, jedes Vollbild in zwei Halbbilder zu zerlegen; wenn man sie mit Weave oder Average zusammensetzt, kommen genau die originalen Vollbilder heraus. Lediglich die Abspielgeschwindigkeit ist etwas höher (da 50 Halbbilder pro Sekunde 25 statt 24 Vollbildern entsprechen. Bei NTSC ist es deutlich schwieriger; hier kommt das 3:2-Pulldown zum Einsatz, d.h. jedes Vollbild wird abwechselnd in drei bzw. zwei Halbbilder zerlegt. Für die Wiedergabe muss das Progressive Flag richtig gesetzt sein, wodurch der Player erkennt, welche Halbbilder zusammen gehören und wie lange er sie jeweils anzeigen muss.
Zurück zum Film auf CD-ROM: Hier geht es nicht in erster Linie darum, die volle
Bildinformation erhalten, sondern die Datenrate runterzukriegen. Daher arbeitet man nicht
mit Halbbildern, sondern im Progressive-Modus, und nimmt zur Umrechnung das
„Skip Field“-Verfahren, d.h. man verwirft jedes zweite Halbbild
und verdoppelt die Zeilen des ersten Halbbildes – das entspricht zwar einer
Reduktion der Auflösung auf die Hälfte und macht sehr schnelle Bewegungen etwas
ruckeliger (weil sie nur noch in 25 Hz statt 50 Hz aufgezeichnet sind), dafür
wird die Bildinformation reduziert, man kommt somit mit weniger Kompressionsartefakten aus.
Besonders bei actionreichen Szenen sollte man diese Technik anwenden.
Bei VCDs sollte dieser Schritt eigentlich nicht explizit nötig sein, weil MPEG-1 nur den
Progressive Modus kennt; aber die meisten MPEG-1-Encoder erzeugen nur schlechte Qualität,
so dass man auch hier die MPEG-Datei am besten mit TMPEGEnc erzeugt.
Software: Zur Filterung ist VirtualDub (GPL) ideal, aber zum Umgang mit DV-Video braucht man noch einen Video-for-Windows-DV-Codec. Panasonic bot mal einen kostenlos an, er ist u.a. noch hier zu finden. Die zweite empfehlenswerte Software ist TMPEGEnc, die eine hervorragende MPEG-Kompression bietet (qualitativ den meisten Schnittprogrammen deutlich überlegen).
Menü: Die meisten Brennprogramme können auch einfache Menüstrukturen erzeugen, ähnlich wie bei einer DVD. Mehr funktionen bietet der GNU VCD Imager – damit programmiert man die Menüs in XML.
Aufnahme:
Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem, was der Kameramann, der im Zentrum des Geschehens steht, mitbekommt, und dem, was der Betrachter des Films aus den Bildern interpretiert – denn ihm fehlt sämtliche Vorgeschichte, der Überblick, alle sonstigen Sinneseindrücke usw. Der Kameramann muss sich also überlegen, worauf es ankommt und was er wirklich zeigen will, um diesen Unterschied zwischen dem auf dem Band festgehaltenen Bildern und seinen eigenen Beobachtungen zu minimieren.
Achsensprung: Wenn die Kamera ein Objekt von verschiedenen Seiten filmt und diese Einstellungen direkt hintereinander geschnitten werden, ist der Zuschauer oft verwirrt, weil er nicht sofort erkennt, wie sich die Perspektive geändert hat – er geht noch von der Perspektive der letzten Einstellung aus. Darum sollte man nur Einstellungen mit Blickwinkeln kleiner als 90° zur Handlungsachse (d.h. der Achse Kamera-Objekt bei der ersten Einstellung) direkt hintereinander schneiden. Will man das Objekt von einer anderen Perspektive (d.h. von einer der ersten Einstellung gegenüber liegenden Perspektive) zeigen, so braucht man entweder Zwischenschnitte, oder man tastet sich über eine Einstellung mit einem Blickwinkel dazwischen an die neue Blickrichtung heran. Das Gleiche gilt natürlich auch, wenn sich statt der Kamera das Objekt bewegt: man lässt eine Einstellung enden, bevor die Person aus dem Bild ist, und startet die nächste Einstellung, wenn die Person wieder im Bild ist, so dass sie es auf dem Film nie verlässt.
Bei Lebewesen sieht es meist ungünstig aus, wenn sie genau an Körpergelenken abschneidet. Oft wirkt es am besten, wenn die Kamera auf Augenhöhe des Gefilmten ist.
Bewegung macht das Video aus. D.h. selbst bei ruhigen Szenen darauf achten, dass sich etwas bewegt – etwa die Blätter im Wind, oder Wellen auf dem Wasser.
Während Bewegung im Bild gut aussieht, sollte sich die Kamera möglichst nicht bewegen – wenn, dann nur butterweich auf ölgedämpften Stativköpfen, Kränen, Steadycams o.ä. Die in viele Kameras integrierten Bildstabilisatoren wirken dagegen meist kontraproduktiv: sie stabilisieren zwar ein ruhiges Bild, sorgen bei absichtlichen Kamerabewegungen dagegen oft für Ruckbewegungen – weil die Automatik nie wissen kann, ob eine Bewegung beabsichtigt ist oder aus Versehen geschieht. Um beim Schnitt mehr Möglichkeiten bei der Verarbeitung von Schwenks oder Zoomfahrten zu haben, sollte es vorher und nachher jeweils mindestens sechs Sekunden lange Stände geben.
So lange man still stehende Teile im Bild sehen kann, fallen Kamera-Wackler auf. Dominiert jedoch ein sich bewegendes Objekt das Bild, vergisst der Betrachter die Kamera-Bewegungen. Daher kann man z.B. relativ problemlos mit der Kamera einer Person folgen – Hauptsache, sie verändert nicht ihre Position relativ zum Bild, d.h. bleibt mittig und entfernt/nähert sich nicht der Kamera. Das Gleiche gilt für Zooms – sie wirken besser, wenn sich das gezoomte Objekt bewegt.
Auf die Bildgestaltung achten: Der Horizont muss gerade sein, und Linien, die durch das ganze Bild gehen, können wie störende Balken wirken und das Bild optisch zerschneiden (weil der Betrachter nicht sieht, wo sie beginnen und enden). Ähnlich fatal wirken Objekte (Passanten, Fahrzeuge, ...), die plötzlich in das Bild eindringen.
Ein einfaches, aber wirkungsvolles Mittel, um die Aufmerksamkeit des Betrachters auf bestimmte Punkte zu lenken, sind Schärfeverlagerungen – zuerst sieht der Betrachter den Vordergrund scharf, dann wird der Hintergrund scharf gestellt und die Aufmerksamkeit darauf gerichtet. Vorteil: im Gegensatz zum Schwenk kommt man ohne gedämpftes Stativ aus.
Schnitt:
Eine Szene, die sich inhaltlich von anderen Szenen im Film unterscheidet, heißt Einstellung; wird mehrmals das Gleiche gefilmt, nennt man die Varianten Takes. Grundsätzlich sollte man nie zwei Einstellungen vom gleichen Typ (z.B. Totale, Halbnahe usw.) hintereinander schneiden. Z.B. sollte man zwei Landschaftstotalen durch eine Nahaufnahme (z.B. Pflanze im Vordergrund) trennen.
Klassisches Verfahren: Insert-Schnitt, d.h. man verwendet eine Master-Aufnahme, die Überblick verschafft, und flickt dort Aufnahmen einer zweiten Kamera, die Details gefilmt hat, ein. Die Inserts können natürlich auch von der gleichen Kamera kommen und zu einem anderen Zeitpunkt aufgenommen worden sein – Hauptsache, sie passen. Verbunden werden die Teile durch den Ton, d.h. es ist entscheidend, Video und Ton getrennt zu schneiden; der Ton der Hauptszene läuft durch, der Ton der Inserts fällt meist weg. So kann man problemlos verschiedene Einstellungen (auch wenn sie zeitlich vollkommen durcheinander aufgenommen wurden) zusammenstückeln (und somit viele verschiedene Perspektiven ohne Zeit raubende Schwenks und optische Überleitungen kombinieren) – der Ton sorgt für den Zusammenhalt.
Lautstärke: Es empfiehlt sich, Szenen mit Originalton zusammen zu fassen, und andere Szenen ohne Originalton rhythmisch zur Musik zu schneiden. Ein gleichmäßiges Lautstärkeniveau ist langweilig – statt dessen hebt man immer das in den Vordergrund, das wichtiger ist, Musik oder Originalton.
Kommentar: Idealerweise ist kein Kommentar nötig, die Bilder sind selbsterklärend. Oft ergibt sich der Sinn erst aus der Abfolge der Bilder, d.h. es gibt gute Gründe dafür, den Kommentar erst nach dem Schnitt aufzusprechen (statt z.B. beim Filmen). Außerdem: mit dem Text sparsam umgehen, und an den kommentierten Stellen das Tempo aus dem Film nehmen, um den Zuschauer nicht zu überfordern. Von der Lautstärke her muss der Kommentar immer so sein, dass er gut verständlich ist, d.h. andere Tonspuren müssen deutlich leiser gestellt bzw. komplett ausgeblendet werden.
Effekte: Ein Effekt ist dann richtig, wenn er vom Zuschauer nicht bewusst wahrgenommen wird. Ebenso bei den Schnitten: ein harter Schnitt (d.h. ohne Überblendungseffekt) ist dann gut, wenn man ihn nicht bemerkt.
Origineller als eingeblendete Titel ist, wenn die Bilder selber sprechen; z.B. als Einleitung in eine neue Stadt könnte eine Einstellung mit dem Ortsschild und der Skyline dahinter verwendet werden. Ebenso könnte als Kapiteltrenner auf einer Reise jeweils der Blick in das Hotelzimmer genommen werden.
Standardwerke für Videoschnitt:
James Monaco: Film verstehen, Rowohlt-Verlag
John Hedgecoe: Das komplette Video-Handbuch, Mosaik-Verlag
Pierre Kandorfer: Lehrbuch der Filmgestaltung, Theoretisch-technische Grundlagen der Filmkunde, A. Reil
Steven D. Katz :Die richtige Einstellung, Zur Bildsprache des Films, Zweitausendeins