Der Reiz eines Faltbootes liegt darin, nicht nur aus eigener Kraft auf dem Wasser fahren, sondern es ebenso an Land ohne Auto handhaben zu können. Aber da fehlt etwas; der Transport an Land aus eigener Kraft ist zwar möglich, aber langsam. Ginge das nicht anders?
Das Konzept „eierlegende Wollmilchsau“ funktioniert sicher nicht. Ein Boot mit Rädern fährt nicht gut, und ein Landfahrzeug mit Schwimmern schwimmt nur unter Idealbedingungen. (Falls es jemand noch nicht weiß, Letzteres gibt es wirklich, es heißt Shuttle Bike.)
Ein Boot hat eine recht große Zuladung; ob 20 kg mehr oder weniger auf dem Boot sind, merkt man fast nicht – auf dem Wasser geht es schließlich nicht bergauf, und bei den geringen Geschwindigkeiten fällt auch das Beschleunigen nicht ins Gewicht.
Das Problem an einem Boot ist das Gewicht; mit Zubehör kommt man selbst beim Puffin schon auf rund 15 kg. Das muss man erst einmal schleppen, gerade bergauf. Zudem ist innen nicht gerade viel Stauraum vorhanden; im Bootsrumpf bringt man nur kompakte, wurstförmige Gepäckstücke unter.
Beispielsweise Inline-Skates passen problemlos in ein Faltboot, taugen allerdings nur auf glatten Straßen ohne Steigungen oder Gefälle, und nur auf kurzen Strecken. Besser als zu Fuß, aber für den Lastentransport über mehrere Kilometer doch eher ein Spielzeug.
Man braucht also mindestens ein Fahrrad. Dieses ist allerdings viel zu sperrig für ein Faltboot. Selbst wirklich kompakte Falträder bekommt man in kaum ein Faltboot hinein. Das Gewicht ist kein Problem, nur das Packmaß.
Man muss also abwägen: Um ein normales Faltrad verladen zu können, braucht man schon ein großes Faltboot, welches wiederum schwer ist – an die 30 kg. Dann gibt es natürlich auch wirklich sehr kompakte Falträder – aber die sind meiner Meinung nach eher Spielzeuge und ungeeignet für den Gepäcktransport, gerade von einem ganzen Faltboot. Man kann Fahrräder zwar mit Tuning-Teilen erstaunlich leicht machen, aber nicht kompakt. Aber im Faltboot ist das Packmaß der begrenzende Faktor, nicht das Gewicht.
Faltboot: Mein Faltboot ist das Puffin Kayak von Pakboats; siehe meine Webseite zu meinen Erfahrungen damit.
Faltrad: Habe ich schon; nämlich das Tikit von Bike Friday; auch hier habe ich eine Webseite dazu. Ich habe auch ein Brompton, das ein ganzes Stück kompakter ist; dieses ist meiner Meinung nach das kleinste ernstzunehmende Faltrad, aber es ebenfalls deutlich zu groß, um es im Puffin unter Deck unterzubringen.
Verpackung: Von einem Transport im Flugzeug weiß ich, dass man das Tikit in einem
Bundeswehr-Seesack verpacken kann. Dann habe ich gesehen, dass es von Ortlieb einen Seesack gibt, der etwas
größer ist, bessere Träger hat, und wasserdicht ist.
Erst dann kam mir die Idee, dass man dort auch das Puffin verpacken könnte, denn es hat ein ähnliches
Packmaß wie das Tikit. Das führte zwangsläufig zu der Idee, jeweils mit einem der beiden
Verkehrsmittel Faltboot/Faltrad zu fahren und das andere im Ortlieb-Sack verpackt mitzunehmen.
Die Verwendung eines wasserdichten Sacks hat den Vorteil, dass erstens das Fahrrad wassergeschützt ist,
zweitens das Boot vor spitzen Fahrradteilen geschützt wird, drittens sich das Paket besser verzurren
lässt und viertens beim Kentern das Paket eher Auftrieb liefert, statt das Boot nach unten zu
ziehen.
Befestigung des Faltrads auf dem Faltboot: Man muss das Tikit auf Deck transportieren, es gibt
keine andere Möglichkeit. Das Puffin Kayak hat – im Gegensatz zu anderen Puffin-Modellen –
geschlossene Spanten und Längsstangen obendrauf, so dass das Deck nicht nur lose auf dem Rumpf aufliegt,
sondern durch das Gestänge wirklich belastbar ist. Der Ortlieb-Sack sorgt dafür, dass keine spitzen
Teile das Deck beschädigen können.
Was fehlt, sind Befestigungsmöglichkeiten. Dazu habe ich mir vier D-Ringe aus Metall bei Der Segler sowie ein PVC-Reparaturset (bestehend aus blauer Plane sowie Kleber)
bei CPS-Planen gekauft. Die D-Ringe habe ich dann mit Hilfe der Plane
auf den Rumpf aufgeklebt, und zwar so, dass die vorderen beiden D-Ringe am Rumpf hinter der Luke senkrecht nach
oben zeigen, und die hinteren D-Ringe ganz am Heck um ca. 45° schräg nach vorne oben zeigen. Aus der
Plane habe ich Befestigungsaufkleber in der Form doppelter Ginkgo-Blätter ausgeschnitten, den D-Ring
eingefädelt, umgeklappt und verklebt, so dass der D-Ring mit seiner geraden Seite in das doppellagige
PVC-Stück eingeklebt ist. Das ganze habe ich dann auf den Rumpf aufgeklebt. Zu beachten ist, dass das
Material sauber ist – dazu reinigt man es mit Spiritus. Dann bestreicht man beide Seiten mit dem
Kontaktkleber und wartet ein paar Minuten, bis er trocken ist. Dann presst man beide Teile möglichst
kraftvoll kurz zusammen.
An diesen D-Ringen habe ich dann den Sack mit dem Tikit mit Hilfe von Spanngurten verzurrt – der Sack
befindet sich mit den Rucksackträgern nach oben auf Deck, und die Spanngurte führen unter den
Rucksackträgern bzw. durch die Befestigungslasche durch – siehe Foto.
Getestet habe ich das Ganze beim Faltboottreffen Iznang 2008; dort bin ich jeweils zum Bahnhof bzw. vom Bahnhof aus mit dem Fahrrad gefahren, und bin mit dem Tikit auf dem Faltboot von Iznang bis nach Schaffhausen gepaddelt – immerhin rund 35 km. Das funktionierte absolut problemlos, und fühlte sich nicht im Geringsten wackelig an. Lediglich am unbesetzten Boot sieht man, dass es hinten tiefer im Wasser liegt als vorne; aber bei einer großen Tour kann man einen Teil des Gepäcks vorne im Rumpf verstauen, was den Schwerpunkt weiter nach vorne und unten bringt.
Fazit: Auf faltbootbasteln.de gibt es eine Übersicht von Konzepten, Faltboot und Faltrad zu verbinden. Sie sind alle recht durchdacht, aber ich muss sagen, mein Konzept gefällt mir am besten – mein Faltrad wird verpackt transportiert, ich habe kein so monströses Boot, und ich habe ein ordentliches Fahrrad mit 8-Gang-Schaltung.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Boot per Fahrrad zu transportieren:
Man kann den Sack mit dem Boot als Rucksack auf dem Rücken tragen. Die einfachste, aber
anstrengendste Möglichkeit, weil man dann 15 bis 20 kg auf dem Rücken trägt.
Besser geht es, wenn man einen zusätzlichen Hüftgurt anbringt; dazu kauft man sich Gurtband und eine
passende Schnalle, und klebt das Band auf dem Sack auf.
Man kann den Sack auf dem Gepäckträger transportieren. Gerade bei Falträdern mit ihren kleinen Rädern ist hinten viel Platz für Gepäck, man stellt den Sack auf den Gepäckträger und bindet ihn an der Sattelstütze fest (siehe Foto, bei einem Dahon-Faltrad).
Schließlich kann man sich auch einen Anhänger bauen. Und das will ich hier beschreiben.
Ein Anhänger hat den Vorteil, dass er mit praktisch jedem Fahrrad benutzt werden kann – nicht jedes Fahrrad hat einen Gepäckträger, auf den ein Faltboot passt. Allerdings muss man den Anhänger auch auf dem Boot mitnehmen können, und dabei soll er möglichst klein und leicht sein. Das schließt schon einmal Anhänger von der Stange aus; es muss also etwas sein, das möglichst viele ohnehin vorhandene Teile mitverwendet:
Rahmen: Braucht man nicht, weil der Ortlieb-Sack mit dem Boot darin ausreichend Eigenstabilität hat – zumindest solange er keine tragende Funktion hat, sondern nur mit Kompressionsriemen festgezurrt wird.
Fahrgestell: Für längere Portagen ist ein Bootswagen eine gute Idee; wenn man den sowieso schon hat, kann er auch gleich als Fahrgestell für den Anhänger dienen – die zu transportierende Last ist schließlich gleich. Ich habe mich für den Eckla Atlantic 200 entschieden, ein leichter, faltbarer Alu-Wagen mit Luftbereifung.
Rollen: Der Eckla-Bootswagen hat Rollen mit Gleitlager, d.h. die Kunststofffelge sitzt direkt auf
der Alu-Achse. Allerdings erwies sich die Reibung als zu hoch, zumindest bei den beim Radfahren üblichen
Geschwindigkeiten – der Anhänger war deutlich schwergängig, und die Achse wurde auch recht
heiß, selbst bei nur 20 km/h.
Zum Glück werden normierte Rollen verwendet, so dass man diese leicht durch Rollen mit Rollenlager
austauschen kann; ich wurde hier bei Räder Gangl fündig:
200 mm Außendurchmesser, 20 mm Achsdurchmesser, 60 mm Nabenbreite, und natürlich
Luftbereifung.
Deichsel: Bei Anhängern will man keine Deichseln zur Sattelstütze, weil dadurch der Anhänger leicht kippt. Zudem wird die Deichsel wesentlich kürzer, simpler und damit steifer, wenn sich die Kupplung an der Hinterradnabe befindet – man braucht eigentlich nur eine gerade Stange mit einem Winkelstück zur Kupplung hin. Und als gerade, steife Stange drängt sich das Paddel direkt auf. Ein halbes Doppelpaddel hat gerade die richtige Länge. Das Paddelblatt liegt mittig unter dem Ortlieb-Sack, wo es diesen großflächig abstützen kann und außerdem verdrehsicher ist. Nach vorne führt das Paddel schräg unter dem Sack heraus, so dass es bis neben die Hinterradnabe des Fahrrads reicht.
Kupplung: Es gibt diverse, inkompatible Kupplungssysteme bei Fahrradanhängern. Anstatt noch ein neues zu erfinden, kauft man sich besser eine existierende Kupplung. Meine Wahl fiel auf die Kupplung von Carry Freedom (erhältlich über Used); die ist zwar nicht die stabilste, aber recht bastelfreundlich, und außerdem sitzt das Scharnier auf der Anhängerseite – am Fahrrad verbleibt nur ein unscheinbarer Edelstahl-Haken. Und im Vergleich zu Kinder-Anhängern ist bei einem Faltboot die Masse ja auch deutlich kleiner.
Befestigung des Paddels am Sack: Nachdem das Aufkleben der D-Ringe auf den Bootsrumpf so gut geklappt hatte, entschied ich mich auch hier für eine Lösung mit PVC-Plane. Ein großes PVC-Stück mit einer Tasche nimmt das Paddelblatt auf, und ein kleinerer Planenstreifen mit Druchführung für den Paddelschaft fixiert das Paddelblatt zur anderen Seite hin.
Befestigung des Bootswagens: Dieser wird mit Spanngurten An Sack und Paddel festgezurrt. Dazu gibt es an den aufgeklebten PVC-Stücken Durchführungen für die Spanngurte.
Verbindungsstück: Der wesentliche Eigenbau ist die Konstruktion eines Verbindungsstücks
zwischen Kupplung und Paddel. Die Kupplung hat am Ende einen Innendurchmesser von 25 mm und wird mit einer
M6-Schraube drehbar befestigt. Mein Paddel hat einen Außendurchmesser von knapp 30 mm, sowie einen
Verriegelungsnippel mit einem Durchmesser von 7 mm.
Daher habe ich mich für ein Stück Aluminium-Vierkantprofil mit Kantenlänge 25 mm
entschieden. Auf der Kupplungsseite muss lediglich ein 6 mm breites Loch gebohrt und die Kupplung zwischen
Beilagscheiben festgeschraubt werden. Auf der Paddelseite habe ich die Stirnseite des Vierkantprofils mit einer
Feile ausgehöhlt, damit es genau auf das Paddel passt; dann habe ich ein Flachprofil (ebenfalls 25 mm
breit, 2,5 mm dick) so um das Paddel herumgebogen, dass dieses komplett umschlossen ist, und mit einer
M6-Schraube durch das Vierkantprofil festgeschraubt. Anschließend habe ich ein Loch mit 7 mm
Durchmesser in das Flachprofil gebohrt, in das der Verriegelungsnippel des Paddels einrastet und damit das
Verbindungsstück verdrehsicher gegenüber dem Paddel macht. Schließlich habe ich noch ein
passendes Stück aus einer PET-Mehrwegflasche ausgeschnitten und mit Epoxid-Kleber innen an die
ausgehöhlte Stirnseite des Vierkantprofils geklebt. Somit liegt der Paddelschaft jetzt überall
flächig am Verbindungsstück an, die Kanten des Vierkantprofils können sich nicht
hineindrücken.